Reptilien wachsen nicht durch Ausdehnung und Vergrößerung der Haut. Dies bedeutet, die Außenhülle der Tiere wächst nicht gleichzeitig mit Zunahme des Körperumfangs. Wird die alte Haut zu eng, streift das Reptil diese ab und ersetzt sie durch eine neue, größere Hülle. Die neue Hülle wächst unter der alten heran und härtet aus, sobald die alte abgelegt ist. Die Häutung wird hormonell gesteuert.
Die Häutungsphasen sind nicht konstant, d.h. die Schlange häutet sich nicht in exakt gleichen Zeitabständen. Der Häutungszeitpunkt richtet sich nach dem Wachstum der Schlange. Wächst die Schlange sehr schnell, wie z.B. im jungen Alter, wir das Schuppenkleid sehr rasch zu eng. Die Häutungsintervalle sind dann kürzer. Jungtiere häuten sich daher ca. einmal im Monat, bei adulten (erwachsenen) Tieren kann die Zeitspanne bis zu 6 Monate betragen. Die Phasen sind sehr stark fütterungsabhängig.
Schlangen wachsen ihr Leben lang, halt nur immer langsamer mit zunehmendem Alter!
Wichtige Grundsätze im Zusammenhang mit der Häutung
- Die Häutung ist krafraubend, halbverdaute Mäuse werden daher häufig oder wärend nach der Häutung ausgewürgt. Sehen wir, dass die Kornnatter in der Häutung ist (äußere Anzeichen: Blässe, milchige Augen) wird nicht mehr gefüttert. Nach der Häutung warten wir noch 3 Tage, bis wieder Futter angeboten wird.
- In der Häutungsphase fühlt sich die Kornnatter unsicher. Sie sieht schlecht und ist in Ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Wir können Ihr daher Ruhe und nehmen Sie nicht aus dem Terrarium.
- Eine reibungslose Häutung ist unter anderem Abhängig von der Luftfeuchtigkeit. Bei zu niedriger Feuchtigkeit kann es zu einer Fetzenhäutung kommen. Um eine leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit zu erreichen, sprühen wir in der Häutungsphase etwas häufiger das Terrarium mit einer Pflanzendusche ein.
Phasen der Häutung
Um die Häutung einzuleiten, bildet sich ein weißlich, fetthaltiger Flüssigkeitsfilm zwischen der alten und neuen Haut. Diese trübe Flüssigkeit trennt die Hautschichten allmählich und erleichtert das spätere Abstreifen. Alle Körperteile werden mitgehäutet, sogar die Hemipenisse und die Hornhaut der Augen.
Als erste Anzeichen einer bevorstehenden Häutung erkennt man diesen Flüssigkeitsfilm in den Augen der Schlange. Diese trüben sich weißlich bis grau-blau ein.
Die Augentrübung wird zunehmend stärker. Nach wenigen Tagen erscheint die gesamte Schlange weißlich blass.
1. Phase ?Trübungsphase?
In dieser ersten Phase solle man das Füttern einstellen. Da sehr viel Energie und Flüssigkeit für die Häutung eingesetzt wird, ist die Verdauung reduziert. Füttert man in dieser Zeit, kann der Wasser- und Energiehaushalt gestört und die Maus nicht verdaut werden. Als Ergebnis wird die Schlange die halb verdaute Maus erbrechen.
Viele Kornnattern verweigern daher von selber die Futteraufnahme in der Häutungszeit.
Die erste Phase dauert ca. eine Woche, kann je nach Klimasituation aber auch bis zu 2 Wochen dauern. In dieser Phase ist es wichtig, dass die Luftfeuchtigkeit stimmt. Eine Wetbox kann ebenfalls in dieser Phase von Nutzen sein.
2. Phase ?Trocknen der alten Haut?
In der zweiten Phase wird die Flüssigkeit vom Körper wieder resorbiert. Die Trübung nimmt ab, die Augen werden wieder klar und das Schuppenkleid verliert die Blässe. Die Schlange scheint wieder ?normal? auszusehen. Die Häutung steht unmittelbar bevor. Durch den Flüssigkeitsentzug trocknet die alte Haut aus und wird fest.
3. Phase ?Ablegen der alten Haut?
Die Schlange beginnt ihren Kopf an Gegenständen und den Terrarienscheiben zu reiben. Nach einiger Zeit platzt die alte Haut am Kopf der Schlange auf.
Ist dies erreicht und das erste Drittel der Schlange frei, geht die Häutung in der Regel recht schnell. Die Schlange kriecht mit windenden Bewegungen durch Äste, über Rinden und durch den Bodengrund. Durch Reibung und hängen bleiben pellt sie sich die alte Haut vom Körper.
Die alte Haut
Die alte Haut ist auf Links gedreht und man nennt sie Natternhemd. Da sie durch das Abstreifen in die Länge gezogen wurde, ist sie etwa 1,5-mal so lang wie die Schlange selber. Eine Längenmessung anhand der Haut ist daher wenig aussagekräftig. Die alte Haut kann bei der Schuppenzählmethode zur Geschlechtsbestimmung hervorragend eingesetzt werden (siehe Artikel Geschlechtsbestimmung).
Häutungsprobleme
Häufige Ursachen von Häutungsproblemen
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- Unzureichendes Klima, meist zu niedrige Luftfeuchtigkeit
- Zu trockene Raumluft, z.B. im Winter durch Heizkörperwärme,
dadurch entflieht die Luftfeuchtigkeit zu schnell aus dem Terrarium
- Hormonelle Störungen bei der Kornnatter, ausgelöst durch Nährstoffmangel oder organischen Schäden
- Erkrankungen, wie z.B. Innen- oder Außenparasiten
- Allgemeine Schwäche der Schlange durch
schlechten Ernährungszustand oder Krankheit
- Stress
- Fehlende Gegenstände zum Abstreifen der Haut
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Überfällige Häutung nach der Trübungsphase
Die gennanten Probleme können dazu führen, dass die alte Haut nicht abgelegt werden kann. Häufig ist die Ursache hierfür ein zu trockenes Klima innerhalb des Terrariums. Wärend der Häutungsphase ist daher eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Klimaparameter zu richten. Ist das Terrarium zu trocken, also die Lufftfeuchtigkeit zu niedrig, sollte man den Querschnitt der Wasserschale und damit die Verdunstungsfläche deutlich erhöhen. Mit einer Blumendusche kann die Terrarienluft zusätzlich befeuchtet werden. Niemals sollte die Schlange direkt genässt werden! Oft wird angenommen, wenn die Schlange naß ist, weicht die Haut besser. Diese Annahme ist ein Trugschluss. Das Wasser spühlt die natürlichen "Weichmacher" der Schlange von der Haut und die Verdunstung läßt die Haut spröde und rissig werden. Vergleichbar ist dies mit spröden, rissigen Lippen beim Menschen. Wenn im Winter ständig mit der Zunge die trockenen Lippen befeuchtet werden, verschlimmert sich die Haut. Diese wird sehr schnell wieder trocken, bekommt Risse und kleine Hautfetzten.
Unterstützen können Sie diese Phase durch eine Wetbox. Eine Wetbox enthält feuchtes (niemals nasses!) Brutsunstrat, Erde oder Moos. Das Klima in der Box sollte also feucht und warm sein! Sie schaffen damit mehrere Klimazonen im Terrarium. Die Schlange kann dann bei Bedarf diesen Platz aufsuchen.
Fetzenhäutung
Als erstes sind bei einer unvollständigen oder in Fetzen stattgefundenen Häutung (sog. Fetzenhäutung) die Klimadaten im Terrarium zu prüfen. Bei wiederholter schlechter Häutung sind Erkrankungen durch Kotprobe auszuschließen. Eine schlechte Häutung kann immer mal stress- oder klimabedingt vorkommen. Permanent schlechte Häutungen unter optimalen Bedingungen sind oft Anzeichen von Krankheiten!
Die Stellen, die nicht mitgehäutet wurden, sind von der alten Haut zu befreien. Sie sollten daher nach jeder Häutung das Natternhemd auf Vollständigkeit prüfen. Um nicht gehäutete Reste von der Schlange zu entfernen, gibt es viele ?Hausmittelchen?:
- Baden & Handtuch
Die Schlange wird eine zwei bis drei Stunde in lauwarmem Wasser gebadet. Natürlich tut sie dies nicht freiwillig. Man benutzt hierzu am besten eine Plastikbox mit Luftlöchern, so dass die Schlange nicht auf trockene Stellen flüchten kann. Die Box wird ins warme Terrarium gestellt, denn das Wasser darf die Schlange nicht auskühlen.
Nach dem Baden lässt man das Tier durch ein trockenes Handtuch kriechen, welches man mit der umschlossenen Hand vorsichtig an die Schlange drückt.
Passt der Schlange ein Bad überhaupt nicht, kann man auch das ganze Handtuch nass machen und nur das Handtuch mit der Schlange in eine Box legen. Die Schlange verkriecht sich dann in das feuchte Handtuch und die Haut löst sich.
- Feuchter Leinensack
Die Schlange wird in einen feuchten Leinenbeutel gelegt, der evtl. mit Vermiculit oder ähnlichem leicht gefüllt wird. Die Feuchtigkeit und raue Oberfläche des Beutels entfernt dann durch die Bewegungen der Schlange im Beutel die restlichen Hautfetzen.
- Pinzette
Ganz hartnäckige Hautreste können vorsichtig mit der Pinzette oder leichtem Rubbeln mit dem Daumen gelöst werden. Die Pinzette aber wirklich nur als letztes Mittel benutzen wenn die anderen Alternativen nicht funktionieren. Von einem Abpellen oder Abknibbeln der Schlangenhaut mit den Fingernägeln möchte ich abraten, die trockene Haut klebt sehr stark an den Schuppen und man zieht damit sehr stark am Untergewebe. Die Schlange kann dadurch verletzt werden.
Gefahren unvollständiger Häutungen
Eine Häutung muß immer auf Vollständigkeit untersucht werden. Zurückbleibende Hautfetzen oder gar vollständig unterlassene Häutung bringen gesundheitliche Gefahren mit sich.
Hat sich die Schlange überhaupt nicht gehäutet, versteift sich die alte Haut und trocknet ein. Die darunterliegende Haut kann nicht mehr atmen. Sobald die Haut vom Körper abgestoßen ist, muß sie daher abgelegt werden, ansonsten droht Erstickungsgefahr.
Bleiben Hautreste an der Schlange, können sich Pilze und Bakterien unter den Hautfetzen festsetzen und Hautkrankheiten auslösen.
Gerade die Schwanzspitze ist nach einer Häutung zu kontrollieren. Wird die sehr dünne Schwanzspitze nicht ordnungsgemäß mitgehäutet, trocknet die abestoßene Haut ein und drückt die kleinen Blutgefäße ab. Die Schwanzspitze wird dann nicht mehr durchblutet und stirb innerhalb weniger Tage ab. Eine abgestorbene Schwanzspitze wächst bei Kornnattern nicht mehr nach.